Lyrik – Juni 2025 von Helmut Voit

Lyrik Juni 2025

Magischer Sommer

Lyrik Juni 2025 / sarayut_sy/Shutterstock.com

„Einszweidrei, im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit.“ So heißt es in einem Gedicht von Wilhelm Busch, den du im letzten Monat kennenlernen konntest. Und wie es scheint, hat der Dichter ganz recht! Gefühlt erst gestern hat unsere Reise in die Welt der Lyrik begonnen, da stehen auch schon wieder die Sommerferien vor der Tür. Davor schicken wir dir noch lyrische Sommergrüße aus früheren Zeiten. Und werfen einen kurzen Blick zurück auf das lyrische Schuljahr.

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Gedichte leben von ihren Strophen und Versen. Schreib die Gedichte „Ein grünes Blatt“ und „O wonnigliche Reiselust“ ohne Strophen, Verse und Zeilenumbrüche auf. (Infos dazu findest du im Fachwortschatz der Lyrik Dezember.) Also so, als ob du kein Gedicht, sondern einen durchgehenden, normalen Text schreibst. Falls dich ein Beistrich im Text stört, kannst du auch versuchen, diesen an einigen Stellen durch einen Punkt zu ersetzen. Zum Beispiel: „Ein Blatt aus sommerlichen Tagen. Ich nahm es so im Wandern mit.“

Hört euch nun die Gedichte mit Umbrüchen, so wie sie hier stehen, an und lest sie euch gegenseitig laut vor. Achtet auf den Rhythmus, die Betonung und die Pausen. (Die fünf goldenen Regeln des Vortrags gibt’s in der Lyrik November.)

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Die Sonne scheint – die Sonne scheint.
Das ist die Magie.
Die Blumen wachsen – die Wurzeln regen sich.
Das ist die Magie.
Lebendig zu sein, ist die Magie – stark zu sein, ist die Magie.
Die Magie ist in mir – die Magie ist in mir.
Sie ist in mir – sie ist in mir.
Sie ist in uns allen.

Frances Hodgson Burnett (1849-1924), übersetzt aus dem Englischen von Helmut Voit

Die Sonne scheint

Die Sonne scheint

Ein grünes Blatt

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
ich nahm es so im Wandern mit,
auf daß es einst mir möge sagen,
wie laut die Nachtigall geschlagen,
wie grün der Wald, den ich durchschritt.

Theodor Storm (1817 – 1888)

Was heißt …
Vogelschlag: Vogelgesang

Ein grünes Blatt

Ein grünes Blatt

O wonnigliche Reiselust,
an dich gedenk ich früh und spat!
Der Sommer naht, der Sommer naht,
Mai, Juni, Juli und August,
da quillt empor,
da schwillt empor
das Herz in jeder Brust.

Ein Tor, wer immer stille steht,
drum Lebewohl und reisen wir!
Ich lobe mir, ich lobe mir
die Liebe, die auf Reisen geht!
Drum säume nicht
und träume nicht,
wer meinen Wink versteht.

August von Platen-Hallermünde (1796 – 1835)

Was heißt …
wonniglich: herrlich
Tor: Narr
säumen: zögern
Wink: Hinweis

O wonnigliche Reiselust

O wonnigliche Reiselust

Für viele Menschen ist der Sommer die liebste Jahreszeit. Die Kraft der Natur in diesen Monaten wird auch in vielen Gedichten gefeiert.

Im JÖ Dezember konntest du das Buch „Der kleine Lord“ von Frances Hodgson Burnett kennenlernen. Ein anderer berühmter Roman der Amerikanerin ist „Der geheime Garten“. Aus diesem stammt ihr lyrischer Text auf dieser Seite. Dort wird er wie ein Zauberspruch oder ein Gebet eingesetzt. Diese Art von Texten wollen etwas beschwören. Um diese magische Kraft zu erreichen, werden oft Wiederholungen eingesetzt. (Weitere Infos dazu gibt’s in der Lyrik Jänner.)

Alle drei Texte hier drehen sich um die Natur. In den anderen beiden Gedichten spielen aber auch das Wandern und das Reisen sowie Reime eine große Rolle. Sie bilden dort besondere Formen eines Kreuzreims und eines umarmenden Reims. Falls du bei diesen Begriffen erstaunt den Kopf schüttelst, sieh am besten noch einmal in deinem Fachwortschatz in der Lyrik September nach.

Ich hoffe, du kannst dir aus diesen schönen Texten auch selbst ein paar Anregungen für den Sommer holen! Bevor du dich in die Ferien verabschiedest, möchtest du vielleicht im Quiz noch einmal dein Wissen unter Beweis stellen.

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Lyrische Grüße von Helmut Voit