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Lyrik Mai 2025 | JÖdigi
Lyrik – Mai 2025 von Helmut Voit

Lyrik Mai 2025

Der Wurstdieb

Lyrik Mai 2025

In deinem JÖ lernst du den berühmtesten Detektiv der Buchgeschichte kennen. Hier stellen wir dir ein Gedicht vor, in dem ein Dieb auf Beutezug geht. Zur Klärung des Falls ist aber kein Ermittler notwendig. Denn der Dieb wird auf frischer Tat ertappt.

Den Autor des Gedichts kennst du vielleicht. Es ist Wilhelm Busch, der vor allem für seine Bildergeschichte über die zwei Spitzbuben „Max und Moritz“ bekannt ist. Ihre wüsten Streiche kommen die beiden teuer zu stehen. Auch der freche Louis verhält sich alles andere als korrekt und mussdafür einen ziemlich hohen Preis zahlen.

Leon Porträt Rechts

Wilhelm Busch (1832 – 1908) war einer der Ersten, die mit Bildern und Texten Geschichten erzählten. Deshalb wird er auch als „Großvater der Comics“ bezeichnet. In seinen Bildgeschichten geht es oft ganz schön grausam zu. Gewalt war zu seiner Zeit aber allgemein viel weiter verbreitet und üblicher als heute. Neben seinen witzigen Gedichten und Zeichnungen malte Busch auch Gemälde. Als Maler war er aber wenig erfolgreich.

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Sieh dir das Gedicht an. In dem Text geht ein Satz zum Teil über mehrere Zeilen. Schreib den Text  ohne Strophen und Verse auf. Also so, als ob du kein Gedicht, sondern einen durchgehenden, normalen Text schreibst. Die Punkte, Beistriche, den Doppelpunkt und die Rufzeichen im Gedicht kannst du übernehmen. Anstelle der Strichpunkte setzt du am besten einen Punkt.

Beginn dein Schreiben mit diesen Sätzen: „Hier hängt die Wurst. Dort an der Mauer steht Louis heimlich auf der Lauer. ...“

Der Wurstdieb

Hier hängt die Wurst – dort an der Mauer
Steht Louis heimlich auf der Lauer.

Und schon bemerkt man sein Bestreben,
Sich eine Wurst herauszuheben.

Jetzt hat er sie und schleicht davon;
Doch Graps, der Hund, erblickt ihn schon.

Eh' Louis denkt, daß er ihn packe,
Hat Graps ihn hinten bei der Jacke.

Die zwei, die schaun sich ins Gesicht,
Der eine froh, der andre nicht.

Graps aber trägt mit sanftem Schritte
Die Wurst zu seiner stillen Hütte.

Indessen Graps sich so ergötzt,
Hat Louis aufrecht sich gesetzt

Und will ganz heimlich sich soeben
Aus dieser Gegend fortbegeben;

Doch Graps, der wachsam, zieht ihn wieder
Mit kühnem Griff nach hinten nieder.

Er legt sich klüglich auf die Spitze
Von Louis seiner Zipfelmütze.

Der treue Graps, der denkt sich: Nun
Kann ich getrost ein wenig ruhn!

Doch Louis zog ganz in der Stille
Den Kopf aus seiner spitzen Hülle

Und wäre glücklich fast entkommen,
Hätt' ihn der Graps nicht festgenommen.

Er steht und darf sich nicht bewegen;
Von oben strömt ein kühler Regen.

Der Regen wird zu kaltem Reif;
Der Louis friert ganz starr und steif.

Der gute Nachbar sah ihn stehn
Und will mit ihm zum Ofen gehn.

Bauz! Klirr! Er stolpert an der Schwelle;
Der Louis ist ein Eisgerölle.

Da nimmt der gute Nachbar schnell den Besen
Und fegt hinaus, was Louis einst gewesen.

Wilhelm Busch


Was heißt …
sich ergötzen:
sich freuen
kühn: mutig, frech
Eisgeröll: Trümmer aus Eis

Wie „Max und Moritz“ hat Wilhelm Busch auch „Der Wurstdieb“ als Bildergeschichte geschrieben und gezeichnet. Noch mehr Spaß und Sinn macht der Text daher mit den dazugehörigen Zeichnungen.

Diese findest du hier!

Quak flatternd links

Gedichte leben aber natürlich auch vom mündlichen Vortrag. Wie jedes Lied hat auch jedes Gedicht einen bestimmten Rhythmus. Hör dir an, wie die Sprecherin diesen Text liest. Fühlst du den Rhythmus des Gedichts?

Der Wurstdieb

Der Wurstdieb

Dein Fachwortschatz

Für den Vortrag eines Gedichts hilft es, seinen Rhythmus zu verstehen. Am stärksten wird dieser durch die Silben und das Versmaß bestimmt. Sie geben, wie in der Musik, den Takt vor.

Silben und Versmaß:
Jedes Wort besteht aus einer oder mehreren Silben. Du findest sie, wenn du das Wort langsam aussprichst. Bei längeren Wörtern machst du automatisch kleine Pausen. Die Teile vor und nach den Pausen sind die Silben.

Hier sind ein paar Beispiele:

Wörter mit einer Silbe: Ich, Haus, Tisch …
Wörter mit zwei Silben: Schu-le, Ho-se, Ge-fühl ...
Wörter mit drei Silben: Te-le-fon, Com-pu-ter, A-mei-se …

Silben sprichst du unterschiedlich aus. Es gibt betonte (Hebung) und unbetonte Silben (Senkung).
Betonte Silben werden beim Sprechen hervorgehoben. Du sprichst sie lauter und höher. Unbetonte Silben sprichst du leiser und tiefer. Bist du dir nicht sicher, sprich die Wörter in unterschiedlichen Betonungen. Meist hörst du so die richtige Betonung.

Willst du eine Silbe in einem Wort angeben, machst du das mit einem „x“. Eine betonte Silbe markierst du mit einem Häkchen (), eine unbetonte nur mit einem x.

Das Wort „Schule“ hat eine betonte und eine unbetonte Silbe.
Du stellst es also so dar: „Schu-le“: x́x

Die Abfolge der Silben gibt den Rhythmus eines Gedichts vor. Das Muster, in dem sich betonte  und unbetonte Silben abwechseln, beschreibt das Versmaß oder Metrum. Dieses kannst du in verschiedene Versfüße gliedern.

Im Gedicht „Der Wurstdieb“ verwendet Wilhelm Busch meist den Versfuß des Jambus. Er besteht aus zwei Silben. Bei ihm folgt auf eine unbetonte immer eine betonte Silbe.

Das Wort „Gefühl“ ist etwa ein Jambus: „Ge-fühl“: x
DasVersmaß muss nicht nur auf ein Wort beschränkt sein. Es kann auch über mehrere Wörter hinausgehen. Der Anfang von „Der Wurstdieb“ ist dafür ein gutes Beispiel. „Hier hängt die Wurst“ kannst du als Versmaß so beschreiben: xx́ xx́. Die vier Wörter haben vier Silben und bilden einen doppelten Jambus.

Versuche nun selbst das Gedicht vorzutragen und achte dabei auf die Betonung. Weitere Tipps liefern dir „Die fünf goldenen Regeln des Vortrags“ bei der Lyrik im November

Mit etwas Taktgefühl erwischst du sicher auch im Quiz den passenden Rhythmus!

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Lyrische Grüße von Helmut Voit